Manchmal sieht man es noch an den staubigen Umrissen auf Fenstern: Ein Vogel ist gegen die Scheibe geflogen. Selten genug bekommt Mensch das mit, um zu helfen. Und doch ist es tatsächlich so passiert, dass einer der in Düsseldorf beheimateten grünen Papageien mitten im Schulunterricht mit einem lauten Knall gegen ein geschlossenes Fenster geflogen ist. Der Klassenraum befand sich zum Glück im Erdgeschoss. Der Unterricht wurde unterbrochen und der Papagei vor dem Fenster auf dem Rasen gefunden. Da weder Schüler noch Lehrer die Schule zu diesem Zeitpunkt verlassen konnten, schickten sie den Papagei allein mit einem Taxi quer durch Düsseldorf in meine Praxis.

PapageiDer Papagei saß in einer hellblauen Plastikkiste und gab schwache Laute des Schmerzes von sich. Er war apathisch, zeigte eine Kopfschiefhaltung und konnte nicht stehen. Offenbar ein Trauma des zentralen Nervensystems (ZNS-Trauma). Ich leitete sofort eine Schocktherapie ein und verabreichte abschwellende Medikamente. Um Knochenbrüche auszuschließen, röntgte ich den kleinen Patienten. Er hatte großes Glück gehabt – das Bild zeigte keine Abnormalitäten. Entsprechend besserte sich sein Zustand zusehends. Nach wenigen Stunden war er wieder so fit, dass er noch am selben Tag in der Nähe der Schule freigelassen werden konnte. Sofort nach dem Öffnen der Transportbox flog er zum nächsten Baum – und wurde von seinen Artgenossen freudig empfangen.

Die Schüler hatten durch den tierischen Zwischenfall zwar einiges von ihrem Unterricht verpasst. Dem kleinen grünen Papagei haben sie mit ihrem Verhalten aber vermutlich das Leben gerettet. Ohne tierärztliche Notfall – und Intensivtherapie hätte er sein traumatisches Malheur sicherlich nicht überlebt.

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