Vor mir auf dem Behandlungstisch saß eine schwarze, sehr große Katze der Rasse Europäisch-Kurzhaar. Die Besitzerin klagte darüber, dass das Tier seit drei Tagen erbrechen würde und Durchfall hätte. Mir gab das Gewicht der Katze zu denken: 12,5 kg statt der üblichen 5 kg! Ein Übergewicht von 7,5 kg hört sich vielleicht nicht viel an. Ein entsprechend übergewichtiger Mensch würde 200 kg statt normal 80 kg wiegen. Adipositas – aus ärztlicher Sicht ein gesundheitsgefährdender Zustand!
Die Katze litt deutlich unter dieser Situation: Ihr Fell erschien ungepflegt, da es ihr nicht mehr möglich war, selbst Körperpflege durchzuführen. Die Katze schien auch Schmerzen an der Wirbelsäule zu haben, sie fauchte und wollte mich beißen, als ich diese untersuchte. Zu viel Gewicht lastete an der Wirbelsäule und an den gesamten Gelenken.
Eine gründliche Untersuchung war nur unter Vollnarkose möglich. Die Blutuntersuchung bestätigte mir: Diabetes Mellitus. Auf dem Röntgenbild erkannte ich, dass der gesamte Magen-Darm-Trakt massiv aufgegast war. Die Ultraschalluntersuchung des Bauches zeigte einen absoluten Stillstand der Peristaltik (der Muskelaktivität des Darmes).
Die Katze hatte einen sogenannten paralytischen Ileus – eine Darmlähmung – und zudem eine irreversible Leberverfettung.
Die Chancen standen sehr schlecht für das Tier – und trotz intensiver internistischer Therapie musste ich die Katze drei Tage später von ihrem Leiden erlösen. Hier kam leider jede Hilfe zu spät.
Liebe Leser, Sie tun Ihrem Tier mit zu vielen Leckerlis wirklich keinen Gefallen. Das häufige Betteln hat oft nichts mit tatsächlichem Hunger zu tun – es ist vielmehr eine erlernte Verhaltensweise. Ihr Tier freut sich mindestens genauso, wenn Sie spielerischen Kontakt mit ihm aufbauen. Dabei trainiert es sogar noch Kalorien ab. Wenn Sie Fragen zur richtigen Ernährung und dem benötigten Kalorienbedarf Ihres Tieres haben, berate ich Sie gern! Ihr Dr. Johannes Grübl.