Vor mir stand ein junges Pärchen. Es war mit einer grau-getigerten, kleinen, vierjährigen Katze bei mir. Seit einem Tag litt das Tier unter epileptischen Anfällen: Unruhe, Speicheln mit anschließenden Krämpfen des gesamten Körpers, gleichzeitiger Urinabsatz, Bewegungsstörungen und unkontrolliertes Drangwandern nach vorn. Jeder Anfall würde zwei Minuten dauern. Nach jedem hätte die Katze einen massiven Heißhunger gezeigt und das gesamte Futter aufgefressen, das sie vorfinden konnte. Die Folge wäre dann ein prall gefüllter aufgetriebener Bauch. Insbesondere die Besitzerin war sehr aufgewühlt. Sie konnte nichts gegen das Leiden Ihrer Katze tun. Bei einem epileptischen Anfall soll man das Tier nicht festhalten. Man kann nur dafür sorgen, dass es sich nicht an umliegenden Gegenständen oder Wänden verletzt. 20 Anfälle hatte die Katze allein am Vortag durchlitten.

Ich untersuchte den Patienten gründlich. Eine Blutuntersuchung, welche in der Regel zu Beginn der diagnostischen Abklärung einer Epilepsie steht, zeigte keinerlei Veränderungen. Auch konnten keine ursächlichen Infektionskrankheiten nachgewiesen werden. Röntgen und Ultraschall von Herz und Bauch waren unauffällig. Eine abschließende Magnetresonanztomographie des Schädels war ebenfalls ohne besonderen Befund.

Die Ursachenforschung vom Symptomenkomplex Epilepsie besteht in einer Ausschlussdiagnostik. Sofern man keine Ursachen nachweisen kann, spricht man von einer Idiopathischen Epilepsie, einer Epilepsie ohne sichtbare Ursache.

Zur Stabilisierung wurde die Katze zwei Tage in der Intensivstation meiner Praxis aufgenommen.

Dort erhielt sie eine symptombezogene Behandlung. Zu Beginn Valium und Phenobarbital  zur Unterdrückung der epileptischen Anfälle. Würde die Behandlung Wirksamkeit zeigen, bestätigte das die vermutete Diagnose. Würde die Behandlung nicht anschlagen, war die Epilepsie vermutlich auf schwerwiegende Störungen im Gehirn zurückzuführen. Eine alternative Behandlung gab es dann nicht mehr.

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