Diesmal suchte mich ein älterer Herr mit seinem 12 Jahre alten Dobermann-Rüden Kailo auf. Der Hund war in meiner Praxis nicht unbekannt, da er seit Jahren immer mal wieder meist mit „seltsamen/ speziellen“ Erkrankungen vorgestellt wurde. Der Besitzer berichtete, dass der Rüde seit zwei Tagen Probleme beim Fressen und bei der Wasseraufnahme hätte. Dem Tier würde alles immer wieder aus dem Fang fallen, er könne nichts schlucken.

Da der Hund eher im oberen Gewichtsbereich lag und etwas unsicher im Gang war, untersuchte ich ihn ausnahmsweise auf dem Fußboden und nicht auf dem Behandlungstisch. Es zeigte sich, dass der Rüde seine Zunge sehr wohl bewegen konnte. Ihm tropfte aber der Speichel aus seinem Maul und die gesamte Maulhöhle war mit schaumigem Speichel gefüllt. Der Dobermann konnte zudem den Kiefer nicht schließen. Der Unterkiefer hing schlaff nach unten. Fehlender Kieferschluss – ein sogenannter „Schlotterkiefer“.

Durch eine umfangreiche Blutuntersuchung klärte ich infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen ab.

Im Ergebnis zeigte sich eine massive Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose). Die Schilddrüse produziert wichtige Hormone. Fehlen diese, kann die Leitgeschwindigkeit von motorischen Nerven beeinträchtigt sein: Die Befehle des Gehirns werden nicht oder nur verzögert an die Muskeln weitergegeben. Bei Kailo hatte es den Nervus Trigemus (fünfter Gehirnnerv) außer Funktion gesetzt. Die Kaumuskulatur war ausgefallen.

Noch am selben Tag leitete ich eine Schilddrüsentherapie ein. Wenn die Therapie anschlagen würde, sollte eine Verbesserung des Zustandes in 6-8 Wochen zu erwarten sein.

Der Hundebesitzer wird den Rüden bis zur Besserung mit der Hand füttern und besonders die Wasserversorgung sicherstellen müssen.

Es bleibt abzuwarten, ob das Leben des Dobermanns Kailo gerettet werden kann –  ich halte Sie auf dem Laufenden.

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