Akuter Notfall – trotz stundenlanger starker Wehen gelingt es einer Katze nicht, ihre Welpen zu gebären. Auf dem Röntgenbild sieht eigentlich alles gut aus – aber ich kann die Gesundheit des Muttertieres nicht weiter gefährden. Mit Hilfe meines Teams lege ich die Katze in Inhalationsnarkose. Dann setze ich den Schnitt im Bereich des Nabels entlang der  Körpermitte. Ich eröffne zuerst den Bauchraum – und dann die Gebärmutter. Vorsichtig entnehme ich einen Welpen nach dem anderen und übergebe sie meinen Mitarbeiterinnen, damit sie sie trocken reiben und weiter versorgen. Während ich das Muttertier wieder zunähe, bemerke ich schon an der Unruhe unter meinen Mitarbeiterinnen, dass etwas nicht stimmen kann.

Von den drei Welpen haben zwei überlebt. Das dem Geburtskanal am nächsten liegende leider nicht. Der Grund ist eine seltene Fehlbildung: Das Tier hat zwei Gesichter – eine Januskatze (benannt nach dem römischen Gott Janus, der auch zwei Gesichter besaß). Es hat zwei Münder, zwei Nasen – aber nur ein, offensichtlich nicht funktionierendes Auge in der Mitte.

Diese Fehlbildung kann auf zwei Arten verursacht werden. Entweder waren es ursprünglich einmal zwei Embryonen, die sich unvollständig getrennt haben. Dann handelt es sich eigentlich auch um zwei Katzen. Wesentlich häufiger ist aber ein Gendefekt, in dessen Folge es während der Embryonalentwicklung zu Störungen kommt. So werden zwei Gesichter ausgebildet. Dann handelt es sich auch nur um eine Katze und alle Organe bis auf das Gesicht sind nur einmal vorhanden.

So selten und faszinierend vielleicht eine solche Fehlbildung bei Katzen ist – durch den großen Kopf des toten Welpen, der im Geburtskanal stecken geblieben war, hätte sie beinahe das Leben der Geschwister und vielleicht der Mutter gekostet. Durch den Kaiserschnitt konnte ich die drei Leben zum Glück retten.

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