Heute möchte ich Ihnen die Geschichte von Puschel erzählen. Puschel war ein kleines, abgemagertes, verstörtes Angorakaninchen. Eitriger Augenausfluss, wunde Hinterläufe und struppiges verklumptes Fell. So saß der kleine Patient an einem Montagmorgen auf dem Behandlungstisch in meiner Tierärztlichen Praxis.
Die Besitzerin berichtete, dass sie ihn über eBay erworben hätte. Der Kleine hätte offensichtlich seit Längerem allein in einem Katzentransportkorb gehaust. Und da ihr das Häschen so leid getan hätte, konnte sie nicht anders als das Tier retten. Sie bezahlte 30 Euro und nahm den kleinen Schützling direkt mit nach Hause.
Das Kaninchen hatte keine Bewegungsfreiheit gehabt und so wurden die Pfötchen immer an derselben Stelle belastet, was zu Druckstellen geführt hatte. Durch Einwirkung der umgebenden Kot- und Urin – Absonderungen kam es dann zur Infektion und Vereiterung.
Bei der kleinsten Berührung zuckte Puschel mit schmerzhafter Geste zurück!
Die Besitzerin willigte ein, alle weiteren Maßnahmen unter Inhalationsnarkose durchzuführen.
Das Fell war derart verfilzt, dass eine Komplettschur durchgeführt werden musste. Hautekzeme und Entzündungen kamen hier erst jetzt zum Vorschein. Die Augen wurden gereinigt, die Tränen – Nasenkanäle gespült. Die Druckstellen an den Pfötchen mussten kürettiert und in einem Desinfektionsbad gereinigt werden, bevor an beiden Hinterpfötchen ein Salbenverband angelegt werden konnte.
Zudem bekam der Kleine ein Vollbad.
Die Augen öffnete Puschel erst wieder unter der Wärmelampe – eingewickelt in Tücher auf einer Wärmematte in der Krankenstation.
Aufgrund der vielen offenen Hautschäden musste mein kleiner Patient Antibiotika und Schmerzmittel nehmen, zudem wurde eine Augensalbe verschrieben, die 3 Mal täglich zu verabreichen war.
Puschel lebte noch 4 weitere Jahre glücklich in einem geräumigen Gehege inmitten vieler Artgenossen.
Er starb eines natürlichen Todes plötzlich und unerwartet im Kreise seiner Kaninchenfamilie.
