Letzte Woche war eine Tierbesitzerin in meiner Praxis. Sie hatte einen blauen Wellensittich mitgebracht. Der Vogel konnte nicht mehr auf der Stange und kaum noch auf dem Boden sitzen. Er hatte ein dickes geschwollenes Bein.  Er fraß aber immer noch mit großem Appetit.

Ich untersuchte das Tier gründlich. Das Bein (Ständer) war unter der Stelle geschwollen, an der der Erkennungsring angebracht war. Offensichtlich war der Vogel aber in den letzten Monaten gewachsen und sein Ständer hatte an Umfang so sehr zugenommen, dass der Ring dort eingewachsen war.  Dadurch war das Gewebe angeschwollen und der Blutstrom gestört. Die Haut wies dunkelrote, blaue bis braune Veränderungen auf.

Der Sittich musste teilstationär behandelt werden: Er wurde in Inhalationsnarkose (Gasnarkose) gelegt. Dann konnte der Ring vorsichtig entfernt werden. Die im Anschluss gefertigte Röntgenaufnahme zeigte, dass der Knochen einen Riss hatte und nicht komplett gebrochen war. Ich führte eine Wundbehandlung durch, verabreichte Antibiotika und Schmerzmittel und legte einen Schienenverband an. Nachdem der Vogel wieder aus der Narkose erwacht war, konnte er vorerst aus der Krankenstation entlassen werden.

Bei dem Kontrolltermin zwei Tage später war der Ständer schon sichtbar abgeschwollen. Der Zustand des Sittichs verbesserte sich mit jedem Verbandswechsel weiter – und nach vier Wochen konnte ich den Verband endgültig abnehmen. Da hatte mein Patient großes Glück gehabt!

Liebe Leser, bitte achten Sie bei Ihrem Tier darauf, dass der Erkennungsring immer locker um den Ständer liegt und sich verschieben lässt. Bei Bedarf kann der Ring jederzeit ein bisschen aufgebogen werden. Ein zu eng sitzender Ring kann in letzter Konsequenz zum Bruch des Ständers führen – dann muss der Vogel in den meisten Fällen eingeschläfert werden.

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